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Chronik der Steinbildhauerei Lange

Chronik der Steinbildhauerei Lange

Die Steinbildhauerei Lange wurde vor 50 Jahren gegründet. Mit dieser Chronik möchten wir die Entwicklung und einige markante Höhepunkte in der Entwicklung des Betriebes hervorheben. Der Gründer dieser Firma war Rolf Lange – eine schwarze Baskenmütze auf dem Kopf und feinen Steinstaub an seiner Werkstattkluft- so kannte man ihn. In Zeulenroda /Thür. geboren, in Dresden aufgewachsen, erlernte er auch hier den Beruf des Steinbildhauers. Neben der normalen Ausbildung ging Rolf Lange zusätzlich noch abends auf die Dresdner Kunstakademie um sich im Freihand – und Aktzeichnen sowie im modellieren weiter zu entwickeln. 1949 kam Rolf Lange nach Schwerin, weil er auf „Nahrungssuche“ war und in dem fruchtbareren Mecklenburg für sich und seine Familie eine bessere Perspektive sah. Erste Station in Schwerin war in der Firma „C. Schäfer und Sohn Granitwerke“ Wallstraße 2, hier arbeitete er als Bild – und Schrifthauer. Hier bereitete er sich auf die Meisterprüfung vor. Als Meisterstück modellierte er einen Kinderkopf in Ton den er anschließend in Sandstein arbeitete. Die Meisterprüfung im Steinbildhauerhandwerk legte Rolf Lange am 23. Mai 1950 ab. In der Arbeitsprobe fertigte er kräftig - gegliedertes Eichenlaub als Relief in Sandstein. (Beide Stücke befinden sich heute noch im Familienbesitz.) Damit war Rolf Lange der erste Steinbildhauermeister in Mecklenburg. Am 15. Mai 1951 ließ er sich in die Handwerksrolle der Landes–Handwerkskammer Schwerin eintragen und auf der Suche nach einer geeigneten Werkstatt fand er in der Wallstraße 59 einen Gewerberaum von 17 qm mit Freifläche.
Rolf Lange 1914-1984
Rolf Lange 1914-1984
Wie die meisten ihn in Erinnerung haben

Am 1. Juni 1951 eröffnete er die Steinbildhauerei Rolf Lange.

Die Restaurierung von kulturhistorischen Denkmälern sowie der Grabmalbereich sollten Hauptaufgaben für die nächsten Jahre sein.
Die kleine Werkstatt in einer ehemaligen Fleischerei reichte bald nicht mehr aus, um die anstehenden Aufträge ausführen zu können. 1953 bot sich die Gelegenheit in die Wallstraße 55 umzuziehen. Die ehemalige Autowerkstatt hatte neben einer große Halle auch eine größere Freifläche. Der Platz zum Bearbeiten von Grabmalen sowie für das Restaurieren der Plastiken und Vasenkörper reichte aber auch nicht aus. Aus diesem Grund entstand im vorderen Bereich der Wallstr. 55 ein zusätzliches Atelier. Hier wurden vor allem die großen Sandsteinfiguren für Ludwigslust und Neustrelitz kopiert und restauriert.
Zu den ersten Aufträgen gehörten das Anfertigen der Sockel und das Aufstellen der Permoserplastiken sowie deren teilweise Restauration im Schlossgarten von Schwerin. Ab 1953 beginnt die Restaurierung der Kapplunger Figuren und Vasenkörper vom Schloss Ludwigslust. Diese Arbeiten zogen sich über mehrere Jahre hin. Für jede zu kopierende Figur benötigte man mindestens ein halbes Jahr. Mit einer Punktiermaschine wurde Punkt für Punkt zentimetergenau übertragen, bis die neue Figur entstanden ist.
Viele denkmalspflegerische Arbeiten sollten in den kommenden Jahren von Rolf Lange noch übernommen werden. Die Erhaltung und Restauration von Renaissancehäusern in Güstrow und barocken Bürgerhäusern in der Schwerin Schlossstrasse waren interessante Aufgaben. Zu den ersten Restaurierungsarbeiten dieser Art, gehörte 1965 ein um 1600 erbauter Renaissancegiebel in der Güstrower Glevinerstr. 123. Weitere Giebel und Fassaden in Güstrow folgten in den nächsten Jahren. Dazu zählten der Giebel in der Mühlen Straße und die zwei Giebel am Güstrower Markt 12 und 14.
Der Borwin Brunnen in Güstrow gehörte ebenfalls zu den Restaurationsarbeiten die Rolf Lange übernommen hat. Dazu wurde der ganze Brunnen in seine Einzelteile zerlegt, überarbeitet und teilweise ergänzt. Anschließend hat man den Brunnen neu versetzt und dabei einige Korrekturen an der Gründung vorgenommen.
Anlage „Cap Arkona“ 1957
Rolf Lange entwarf und baute die Anlage „Cap Arkona“ in Grevesmühlen am Tannenberg. Diese Anlage wurde zur Erinnerung an die Opfer, die im 2. Weltkrieg bei der Bombardierung der Flüchtlingsschiffe in der Lübecker Bucht umgekommen sind, erbaut. Auf einer großen Treppenanlage setzte man eine Mauer aus kleinen Quadern im leichten Bogen. Begrenzt wird die Mauer rechts und links von je einem Pfeiler aus Porphyr. Alle Schriften wurden Vorort eingemeißelt. Im September 1957 waren dann diese Arbeiten abgeschlossen und die Einweihung des Denkmals fand dann in diesem Monat statt.
Restaurierung Figuren „Götterallee“ 1961
Unbekannte Täter zerstörten 1961 die Figuren der „Götterallee“ im Schlossgarten von Neustrelitz. Die Firma Rolf Lange bekam den Auftrag die stark beschädigten Plastiken zu kopieren. Die einzelnen noch vorhandenen Fragmente der Figuren mussten zunächst zusammengesetzt werden, bevor die Plastiken neu in Sandstein entstanden. Andere weniger beschädigte Figuren hat man restauriert. Die gesamten Arbeiten zogen sich über mehrere Jahre hin. 1970 tat man den letzten Handschlag für diesen Auftrag und die Götterallee erstrahlte in ihrer vollen Schönheit.
Restaurierung von Barlachs „Mutter Erde“.

Restaurierung von Barlachs „Mutter Erde“. Diese Plastik hat man durch Zufall in Polen wiedergefunden. Schon zu Lebzeiten Barlachs war das Gesicht der „Mutter Erde“ beschädigt worden. Nach der Restaurierung vervollständigte diese Figur die Sammlung im Barlachmuseum von Güstrow. Dabei ist zu erwähnen das Rolf Lange als Leiter der Barlachausstellung, diese zweimal in die Sowjetunion begleitete.

Restaurierung „Alten Münze“ 1958
1958 begannen die Restaurierung der „Alten Münze“ in Rostock. Hier wurde das gesamte Renaissance Eingansportal erneuert. Einige Details waren derart zerstört, dass man sie nach alten Bilder und Zeichnungen aufwendig nachmodellierte, bevor die Stücke kopiert werden konnten.
Restaurierung Renaissanceportal 1962
1962 folgte ein weiteres Renaissanceportal in Rostock, der Eingang zum Rat der Stadt Rostock wurde restauriert. Neben den Arbeiten in Rostock übernahm Rolf Lange unter anderem die Erneuerung von Teilen des Treppengeländers in der Plattenburg. (Kreis Perleberg)
Gerichtsgebäude von Wismar

Das Gerichtsgebäude von Wismar wird durch
den Fürstenfries verziert. Die Arbeiten zur
Restaurierung des stark verwittere Frieses
übernahm die Firma Lange. Einige Tafel
ließen sich nicht mehr kopieren. Diese Reliefs
mussten aufwendig nach Bildern komplett neu
in Ton modelliert werden. Anschließend
wurden sie in Gips gegossen und dann in
Sandstein gearbeitet. Aus finanziellen
Gründen der Stadt Wismar ist die
Rekonstruktion des Fürstenzuges bis heute
nicht abgeschlossen.

Denkmal „FIR“ 1960
Zur Erinnerung an die Opfer des Faschismus bekam Rolf Lange den Auftrag ein Denkmal nach Entwürfen des Güstrower Architekten Eggers zu erbauen. Dieses Denkmal „FIR“ entstand auf dem städtischen Friedhof in Güstrow. Hierzu verwendete die Firma das einheimische Material Schneeflocke. Alle Einzelteile sind in Oberottendorf vorgefertigt worden. Auf einer quadratischen Grundfläche erhebt sich ein Rundbau aus 8 Säulen. Jede Säule besteht aus zwei Teilen und ist insgesamt 3,60 m hoch. Oben findet der Rundbau in einem doppelten Kranz seinen Abschluss. Der untere Kranz nimmt die Inschriften auf, der Zweite dient als Abdeckung. Das Mittelstück (1.20m x 0,80m x 0,80m) ist ein allseitig polierter Quader auch aus Schneeflocke auf dem man eine kupferne Feuerschale montierte. Die feierliche Einweihung fand am 13.9.1960 statt.
Restaurierung Denkmal Theodor Körner 1963

Das Denkmal für Theodor Körner in Wöbbelin bei Ludwigslust hat die Firma Lange 1963 aus Anlass des 150. Jahrestages restauriert. Hierzu überarbeitete man das gesamte Denkmal und versetzte es neu. Alle Teile, die Lyra und das Schwert sowie die gesamten Inschriften hat man in der Werkstatt neu vergoldet.

Schloss Hasenwinkel bei Brüel

Für das Schloss Hasenwinkel mussten die Pfeiler
des Zaunes erneuert werden. Jeder dieser Pfeiler
zwischen den schmiedeeisernen Gittern ist aus
mehreren Stücken komplett neu aus Sandstein
gefertigt worden. Auf diesen Pfeilern stehen
vollplastische Obstkörbe die ebenfalls aus
Sandstein herausgearbeitet sind.

Wismar - Wasserkunst auf dem Markt 1964-1977

Die Rekonstruktion des nach Plänen des Utrechter Bildhauers und Architekten Philipp Brandin in den Jahren 1580 – 1602 im holländischen Renaissancestil erbauten Kleinods, zählte für Rolf Lange zu den interessantesten Aufgaben. Eine große Herausforderung war diese Arbeit an der Wasserkunst in Wismar, weil wie er einmal sagte, hier nicht nur ein „bisschen Augenmaß“ oder „halt so ähnlich“ zählte, sondern Zentimeter genaue Detail getreue Arbeitsweise gefordert war. Anfang 1964 begannen die Arbeiten an dem Brunnen, die sich bis 1977 hinzogen. Hierzu wurde der ehemalige Stadtbrunnen komplett zerlegt. Alle Hermenpilaster, die Schrift – und die Wappentafeln sind originalgetreu in Sandstein kopiert. Die Detailvergoldungen an den Säulen und die einzelnen Rosetten der schmiedeeisernen

Es ist nicht einfach alle Arbeiten in chronologischer Reihenfolge darzustellen, da sich viele Aufgaben überschnitten haben. Insgesamt lässt sich aber erkennen, wie viele interessante Aufträge zwischen Schwerin und Usedom im Laufe der Jahre durch die Steinbildhauerei Rolf Lange bearbeitet wurden. Nicht alles lies sich reibungslos abarbeiten. Gerade in den ersten Jahren gab es auf Grund von Materialmangel doch etliche Probleme. Zum Beispiel mussten viele notwendige Baumaterialien für Rüstungen erst umständlich und mehrfach beantragt werden, bevor man über Bezugsscheine diese Artikel erhalten hat.
In der Steinbildhauerei Rolf Lange arbeiteten im laufe der Zeit viele Angestellte und Lehrlinge wurden zu Steinmetze oder Steinbildhauer ausgebildet. In der Seinbildhauerei arbeiteten im Laufe der Jahre unter anderem Peter Marten, Siegfried Lucke (Tünnes), Maxim Wulf; Schaberhorn, Rolf Engelmann, Walter Beckmann, Bernd Hensch. Aber auch die eigenen Söhne und Enkel hat Rolf Lange zu Steinmetzen und Steinbildhauern ausgebildet.

Sohn Wolfgang Lange

Wolfgang Lange, der älteste Sohn, lernte Steinmetz als zweiten Beruf, nachdem er eine Landmaschinentechniker Lehre abgeschlossen hatte. Am 7.4.1961 legte Wolfgang Lange seine Meisterprüfung als Steinmetz in Rostock ab. Als Meisterstück fertigte er einen Grabstein aus Sandstein. Am 1.August desselben Jahres eröffnete Wolfgang Lange seinen eigenen Betrieb in der von Flotow Straße, wo er noch heute sein Geschäft betreibt und hauptsächlich im Bereich Grabmal tätig ist. (40-jähriges Geschäftsjubiläum!)

Sohn Siegfried Lange

Der zweite Sohn Siegfried erlernte ab 1953 den Beruf des Steinmetz. Er ging nach der Teilung des Betriebes mit seinem Vater nach Wickendorf, um dort vorwiegend die Bildhauerarbeiten auszuführen. Siegfried fertigte unter anderem zahlreiche Pilaster für die Wasserkunst.

jüngstes Mitglied Hannelore

Nach einer abgeschlossenen Lehre als Schrift – und Plakatmalerin in der DEWAG Werbung arbeitete Hannelore, jüngstes Mitglied der Familie, ab November 1962 im Betreib des Vaters. Sie zeichnete auf den Grabsteinen die Inschriften und fertigte Zeichnungen und Schablonen an. Diese später als Vorlagen für die einzelnen Teile der Renaissance - Giebel dienten. Oftmals musste Hannelore dazu in der Bibliothek Zeichnungen, Fotos und Bilder von den Häusern heraussuchen, um realitätsgetreue Vorlagen anfertigen zu können.

Sohn Dietmar Lange

Der jüngste Sohn Dietmar beendete 1958 die Oberschule und ging dann bei seinem Vater in die Lehre. Er lies sich zum Steinbildhauer ausbilden. Zu seinen ersten Arbeiten gehörten die Löwenköpfe am Portal der „Alten Münze“ in Rostock. Am 15.4.1966 legte Dietmar Lange die Meisterprüfung als Steinbildhauer in Dresden ab. Sein Meisterstück, ein Frosch aus Sandstein, war eine Vergrößerung (Zirkelarbeit).

Verlegung Bildhauerei 1972

1972 verlegte Rolf Lange die Bildhauerei nach Wickendorf. Dort entstand ein neues Atelier, um mehr Platz für die Restaurationsarbeiten zu haben. Die letzten Kopien der Säulen für die Wasserkunst entstanden hier. Zahlreiche Reliefs für den Wismarer Fürstenfries hat Rolf Lange hier nach alten Bildern in Ton modelliert, die anschließend von Siegfried, Ralf und Michael in Sandstein kopiert wurden. Die Kinder von Siegfried, Ralf und Michael, erlernten bei Rolf Lange den Beruf des Steinbildhauers. 1975 wurde Rolf Lange für seine Arbeit mit dem Titel „Anerkannter Kunsthandwerker“ geehrt. Er hatte einen wesentlichen Anteil daran, dass die Kunstlandschaft in Mecklenburg ihr eigenständiges Profil bewahren konnte. Nicht nur die neugeschaffenen Gedenkstätten, sondern auch die bildhauerischen Arbeiten des 16. und 18. Jahrhunderts sind mit seinem Namen und seiner Firma verbunden. Nach langer, schwerer Krankheit starb Rolf Lange am 6. April 1984. Nur ein Jahr später verstarb auch sein Sohn Siegfried.
Ralf Lange übernahm den Betrieb in Wickendorf. Am 17.9. 1987 legte Ralf seine Steinbildhauermeisterprüfung ab, als Meisterstück fertigte er, das Handwerkswappen – eine Punktierarbeit - als Relief an. Es handelte sich dabei um eine Auftragsarbeit von der Handwerkskammer Schwerin. Noch heute ist das Wappen in der Fassade zu sehen.
Das Geschäft in der Wallstraße 55, der Ursprung der Firma, in dem hauptsächlich die Grabmale gefertigt wurden, übernahm Dietmar Lange am 1.Juli 1976 (25-jähriges Geschäftsjubiläum!). Aber auch verschiedene Restaurierungsarbeiten, wie Teile für die Wasserkunst (Schriftplatten) in Wismar wurden hier noch ausgeführt. Sein Sohn Uwe bildete Dietmar Lange ab September 1977 zum Steinbildhauer aus. Die Meisterprüfung als Steinbildhauer legte Uwe am 26. 6. 1984 ab. Sein Meisterstück, ein Bär auf einer Kugel aus Sandstein, ist wie das Meisterstück des Vaters eine Zirkelarbeit (Vergrößerung). Beide Plastiken stehen jetzt am Gartenteich auf dem Familiengrundstück in Wittenförden.
In der Steinbildhauerei in der Wallstraße 55 werden heute hauptsächlich nur noch Grabmale ver – und bearbeitet. Dietmar Lange legt dabei großen Wert auf individuelle Grabmale. Einige Grabmalformen entwirft Dietmar Lange selber. Auf eine abwechslungsreiche Schrift – und Ornamentgestaltung legt er dabei ebensoviel Wert. Seine Ehefrau Ingrid arbeitet hauptsächlich in der Kundenberatung und im Verkauf. Seit diesem Jahr wird auch in der Firma Dietmar Lange mit dem Computer gearbeitet. Bei der Kundenberatung werden Computersimulationen für die Schrift und Ornamentgestaltung angewendet.

Übernahme des Betriebs von Uwe Lange

Am 2.9.2002 beginnt Robert Lange, Sohn von Uwe Lange, mit der drei jährigen Ausbildung zum Steinbildhauer. Die Steinbildhauerei in der Wallstraße wird ab 1.7.2003 von Uwe Lange weitergeführt.

05.06.2015 hat Robert Lange den Steinbildhauermeister gemacht.

01.07.2023 wird Robert Lange der Betriebsleiter und in Perspektive Betriebsnachfolger